Nach unserer wunderbaren Tour im Frühling mit Hurtigruten ergänzen wir unserem Traumurlaub noch mit einer Winterexkursion nach Tromsö in Nordnorwegen. Warum Tromsö? Auf unserer Hurtigruten-Tour durften wir das „Paris des Nordens“ schon einmal kurz besuchen und waren von der Atmosphäre der Stadt begeistert. Eigentlich erwartet man 344 Kilometer nördlich des Polarkreises keine pulsierende Stadt, aber Tromsö mit seinen 75.000 Einwohnern, der nördlichsten Universität der Welt, der nördlichsten Brauerei und der nördlichsten Kathedrale bietet genau das. Viele Polarexpeditionen starteten von Tromsö und so starten wir unser Abenteuer in der Polarregion Teil II.
Der erste Tag – Anreise
Früh morgens geht es mit dem Zug zum Frankfurter Flughafen, wo wir einen Direktflug nach Tromsö besteigen.
Ankunft in Tromsö:13:15 Uhr. Moment 19:15 Uhr. Nee, doch 13:15 Uhr, aber es ist stockdunkel und deswegen fühlt es sich an wie spätabends. Der nette Taxifahrer fährt uns direkt zum Scandic Ishavshotel. Unsere Juniorsuite befindet sich im 7. Stock und offenbart einen wunderbaren Blick über den Hafen, das Meer und die umliegenden Berge.
Nach dem Auspacken und Ausruhen zieht es uns in die benachbarte Pizzeria zur Nahrungsaufnahme. Ziemlich satt und müde geht es danach zurück ins Hotel… Aber die Polarlicht-Vorhersage verspricht trotz Bewölkung eine kleine Chance auf Nordlichter. Kurz entschlossen nehmen wir einen Bus zur Universität Tromsö, um am Strand „Telegrafbukta“ unser Glück zu versuchen. Blöd nur, dass die Universität im Norden der Insel liegt, aber der Strand sich in der Nähe des Universitätsmuseum im Süden befindet. Nach einer kleinen Odyssee mit den städtischen Bussen gelangen wir dann doch noch an den Strand. Allerdings sind die Zugangswege völlig vereist. Neunmalschlau hab ich mich direkt mal hingelegt, obwohl wir Spikes mit dabei hatten. Zum Thema Spikes: Zum Glück hat Kai uns empfohlen diese kleine Helfer mitzunehmen, was sich dann an diesem Abend direkt bewährt hatte. Obwohl die Bewölkung entgegen der Vorhersage nachlässt, wollen aber keine Nordlichter auftauchen. Aber in den Himmel zu schauen und zu suchen, entschleunigt ungemein.
Der zweite Tag. – Walsafari
Auf geht’s mitten in der Nacht auf den Katamaran „Brim Explorer“. Natürlich waren wir mal wieder die letzten…. Nach einer kurzen Sicherheitseinweisung ging es los zu den Walgründen. Aber erstmal müssen 60 Seemeilen bzw. 3 Stunden Fahrt in ziemlicher Dunkelheit zurück gelegt werden. Unterwegs kann man sich kaum vorstellen, dass dies ein tolles Erlebnis werden kann.

Östlich der Insel Skjervoy stossen wir plötzlich auf eine Orca-Familie, die offenbar gerade mit ihrer intelligenten Jagdtechnik Heringe jagt. Mit Hilfe des Elektroantriebes pirschen wir uns langsam an die Herde heran, die sich das auch gefallen lässt.

Leider haben das auch andere Boote mitbekommen, die sich dann ziemlich aggressiv den eleganten Jägern nähern. Die Orcas haben darauf keine Lust und tauchen erst mal ab. Um dann ganz in der Nähe unseres Bootes wieder aufzutauchen und sich längsseits zu präsentieren. Zufall?

Geduldig wartet der Kapitän und immer wieder tauchen um uns herum Orcas auf. Auch eine Orca Mama mit ihren Kleinen schwimmt an uns vorbei. Dann tauchen in der Ferne 2 Buckelwale auf. Die Walhunterboote hinterher…. Sichtlich genervt tauchen die friedlichen Riesen in die Tiefen des Ozeans ab. Beim Abtauchen in die Tiefen kann man die wundervolle Schwanzflosse der Wale sehen. Einmal hat sich einer dieser Walhunter so dazwischen geschoben, dass uns der Blick auf die Schwanzflosse verwehrt wurde. Diese Jacht suchte dann verzweifelt nach den Riesen und plötzlich tauchten die beiden vor unserem Boot auf… Zufall?

Auf dem langen Weg zurück können wir ein paar schöne Blicke auf das besondere Licht der untergehenden Sonne werfen, die ja noch gar nicht aufgegangen ist.
Der dritte Tag – Tromsöbadet
Die ständige Dunkelheit macht uns mehr zu schaffen als erwartet. Dazu spielt uns das Wetter einen Streich. Dauerbewölkung und eine sehr entmutigende Nordlicht-Prognose sorgen für depressive Stimmung. Ideale Vorraussetzung für einen Wellness Badetag im lokalen Schwimmbad Tromsöbadet. Nach einer etwas abenteuerlichen Reise mit Bus und zu Fuß (ein Dank an Kai für den Hinweis mit den Spikes), geniessen wir die wirklich schöne Anlage in vollen Zügen. Wellenbad, Whirlpool, Sauna, Hitzegrotte, Rutsche, Hindernisparcours und ein Außenbecken machen sehr viel Spaß. Im Außenbecken können wir einer Biathletin beim Training zuschauen. Der Blick von hier zu den Lichtern von Tromsö und den benachbarten Inseln ist einfach wundervoll. Das Schwimmbad ist unglaublich sauber und niemand scheint sich Sorgen wegen Fußpilz oder ähnlichen Ekeleien zu machen. Es riecht auch nicht nach Chlor und ein langer Aufenthalt im Wasser scheint die Haut auch nicht so zu belasten wie bei uns.
Der vierte Tag – Hundeschlitten
Schon morgens früh geht es mit dem Bus zum Tromsö Villmarkscenter, einer Husky Farm auf der Insel Kvaløya. Mit Thermoanzug geht es dann zu zweit rauf auf die Schlitten und los geht’s.
Die erfahrene Musherin lenkt uns sicher durch die wilde arktische Landschaft. Ein Schneesturm gibt dem ganzen noch so ein richtiges arktisches Flair. Man fühlt sich wie beim berühmten Schlittenhunderennen in Alaska. Die Huskies geben alles. Der Chef-Husky manövriert die Horde, der Nebenhusky heult die ganze Zeit, denn er denkt er sei der Chef. Die Meute hinterher… Für das große und kleine Geschäft bleibt keine Zeit – das wird während der Fahrt erledigt. Im Schlitten hat man das ganze Abführ-Panorama gut im Blick. Eine Stunde dauert das Vergnügen, am letzten Anstieg mühen sich die Tiere merklich, aber ein echter Alaskian Husky kennt keine Schwäche. Nach der Ankunft muss natürlich jeder einzelne Husky ausgiebig gelobt werden.

Nun geht es zu den Puppies. Süße Huskybabies warten auf ihre Knuddeleinheiten. Aber vorher müssen die Kleinen erstmal eingefangen werden. Chris, ein neuseeländischer Husky-Guide, erklärt uns alles ausführlich.
Noch eine Runde Kuscheln mit den „alten“ Hunden und dann geht’s zum Aufwärmen in ein Sami-Zelt mit warmer Suppe und heißer Schokolade. Dazu ein paar nette Gespräche mit zwei Hongkong-Chinesen und einer Korsin. Obwohl das schon ein sehr ereignisreicher Tag war, ist es erst Mittag, als wir zurück zum Hotel kommen. Das schlechte Wetter wird leider nur noch durch die katastrophale Wetter- und Polarlicht Vorhersage übertroffen. Kurz entschlossen buchen wir für Montag eine Northern Lights Chase, sonst wird das wohl nichts mehr mit den Nordlichtern. Ein ziemlich durchgeknallter, aber sympathischer Katalane verkauft uns die letzten drei Plätze und weil wir beide Pep Guardiola verehren, gab es für unsere Tochter noch einen Rabatt.
Zum Nachmittag steht noch der Besuch des Polaria-Museums an. Zunächst werden wir Zeuge einer Robben-Fütterung bzw. eines Trainings. Ganz nett. Danach eine Runde durch das Museum mit Aquarien, Erklärungen zur Arktis und dem obligatorischen Anmahnen der Klimaveränderungen. Ganz nett, aber deprimierend. Zum Schluss gibt es noch einen sehenswerten Panoramafilm über Spitzbergen, der Lust macht auch diese Inselgruppe zu besuchen.
Der fünfte Tag – Depression
Eine Konjunktivitis unserer Tochter macht leider einen Besuch der Notaufnahme am Universitätsklinikum erforderlich. Trotz Warnungen, das man dort Stunden verbringen muss, sind wir nach einer Stunde mit einer geeigneten Medikation dort wieder raus. Das Personal dort ist sehr nett und entgegenkommend.
Danach Tristesse… Wetter schlecht, Dunkelheit nervt. Keine Lust auf irgendein dusseliges Museum. Leckere Burger-Bar gefunden, danach in der Bar bei einem Isbjørn Bier von der hiesigen Brauerei Mack gespielt.
Trotz leckerer Burger eher ein Tag zum Vergessen.
Der sechste Tag – Nordlichter
Dieser Tag steht ganz im Zeichen der abendlichen Jagd nach Nordlichtern. Vorschlafen, Fitness und Packen.
Um 19 Uhr geht es mit dem Bus los in Richtung des Aurora Camps in Skibotn. Das Wetter spielt leider nicht mit, tiefe Wolken verhindern den Blick auf die Sterne und die Nordlichter. Je näher wir dem Aurora Camp kommen, desto schlechter wird das Wetter. Die beiden erfahrenen Guides schmeissen kurzerhand das Programm über den Haufen und es geht weiter zur finnischen Grenze. Immer höher, immer kälter, immer weiter geht es durch einen schneeverhangenen Märchenwald. 50 Meter vor der finnischen Grenze stoppt der Bus plötzlich, weil es auf einmal sternenklar ist. Und hinter dem Bus tauchen Nordlichter auf. Kameras zücken, Stative aufbauen, es herrscht ziemliche Aufregung. Damit hat so schnell niemand gerechnet.



Wie uns die Guides schon vorgewarnt hatten, sind Nordlichter mit dem Auge lange nicht so eindrucksvoll wie mit einer Kamera. Ketzerisch gesagt sind die Nordlichter von Wolken kaum zu unterscheiden. Aber sie bewegen sich völlig anders. Mal hier, mal da, mit tänzelnd ist das gut beschrieben. Leider kommt dann sehr schnell eine Wolkenwand und es beginnt zu schneien. Am Lagerfeuer mitten auf dem Parkplatz kochen die Guides dann eine leckere Suppe. Mit den Nordlichtern war es dann vorbei. Schade, aber immerhin welche gesehen. Und bei dem Scheißwetter war das ein kleines Wunder. Auf dem Weg zurück nach Tromsö geben die beiden Guides alles, um noch Nordlichter zu finden, aber das Wetter lässt das nicht zu. Kurz nach eins sind wir müde, aber irgendwie zufrieden wieder im Hotel.
Der siebte Tag – Sylvesterkonzert
An Sylvester begrüsst uns Tromsö mit ein bisschen mehr Helligkeit als sonst und lädt uns zu einem Stadtspaziergang ein. In den paar wenigen helleren Stunden können wir ein bisschen bummeln und Souvenirs für die Daheimgebliebenen erstehen.
Am Abend geht es dann zu Fuß über die „Tromsøbrua“, die über den Tromsøysund führt, und es eröffnet sich ein wunderschöner Ausblick auf die Lichter der Stadt. Für uns ungewöhnlich zelebrieren die Norweger Sylvester für die Kinder bereits in den frühen Abendstunden mit allerlei Feuerwerk und Geböller. Wir sind unterwegs zur Eismeerkathedrale, wo um 21:00 ein Sylvester Konzert stattfindet.

Die Akustik in der Eismeerkathedrale ist einfach phantastisch. Die Sopranistin Anne-Berit Buvik, der Cellist Georgy Ildeykin und der Pianist Ole Bolas verzaubern das Publikum in der Kathedrale. Sie tragen virtuos skandinavische Lieder und klassische Stücke in eigenen Variationen vor.
Nach dem Konzert müssen wir uns ein wenig beeilen, um noch mit der letzten Fahrt der Seilbahn auf den Fjellheisen zukommen. Von dort oben haben wir einen traumhaften Blick auf Tromsö und Umgebung. Überraschenderweise wird einige Minuten nach Mitternacht dort oben ein fantastisches Feuerwerk abgefackelt. Ein wirklich wundervoller Moment zum Ausklang unseres Kurztrips nach Tromsö.
Am nächsten Tag geht es dann wieder zurück in die Heimat. Die schöne Zeit in Tromsö brachte uns vor allem Entschleunigung und noch einmal völlig neue Eindrücke dieser Region. Und dennoch: Wir freuen uns sehr auf die Helligkeit daheim.